Familien

10 Jahre - Vater Kind - Die Väterrolle annehmen

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Als wir anfingen, waren wir etwas besonderes.

so erinnert sich Uwe Zeiher vom Gründungsteam des ungewöhnlichen Zweiges christlicher Gemeindearbeit.

 

Tatsächlich scheinen die Macher  einen Trend im Voraus gespürt zu haben: Wie ist das mit den Vätern in den Familien?

Steffen Kreiling ist Handwerkermeister in der Kleinstadt im Norden des Rhein-Main-Gebietes. Auch er ist mit seinen Kindern von Anfang an mit dabei: „Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich zunächst von einigen Freunden belächelt wurde. Wer fährt schon als Mann zusammen mit anderen Vätern und deren Kindern ein Wochenende lang irgendwo hin. Manche haben sich das auch schlicht gar nicht zugetraut, wenn die Frauen nicht mit dabei waren.“ So ist es kein Wunder, dass die Gruppe in den Freizeitheimen oder Jugendherbergen auch schon mal für die „Selbsthilfegruppe alleinerziehender Väter“ gehalten wurde. Mit Sohn Nico, der inzwischen 16 Jahre alt ist, wird Steffen auch im Juni wieder mit dabei sein, wenn es mit den Ältesten zum Rafting nach Österreich geht.

 

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 Aber es ist nicht bei der Gruppe der Initiatoren geblieben. 215 Anmeldungen liegen für die vier Wochenenden im Mai und Juni dieses Jahres vor. „Dabei ist es uns wichtig, dass wir keinen Reisetourismus machen. Die Teilnehmenden kommen alle hier aus Bad Vilbel“ erläutert Klaus Neumeier, der selbst von Anfang mit seinen beiden Töchtern mit dabei ist. „Die Idee entstand im Kindergarten der Kirchengemeinde. Und so fahren auch heute die jüngsten Teilnehmer als Kindergartenkinder auf ihr erstes Vater-Kind-Wochenende.“ Geleitet von ehrenamtlichen Teams geht es in den nahen Taunus oder Vogelsberg. Mit den Größeren kommt dann eine Radtour an einem der hessischen Flüsse oder eben dann richtig aufregende Touren mit den ältesten Kindern, die inzwischen zu Abiturienten geworden sind.

Die Philosophie dieser Wochenenden geht dabei über den einfachen Reisefaktor hinaus. „Wir wollen Zeit mit unseren Kindern verbringen“ bringt Frank Sarkar es auf einen entscheidenden Punkt. „Wer in der Woche den ganzen Tag im Büro sitzt erlebt die Kinder ohnehin meist nur am Wochenende. Und wenn dann mal die Mütter nicht dabei sind, ist der Kontakt viel enger. Das prägt bis in den Alltag hinein!“ Dazu kommen die vielen sozialen Kontakte, die unter den Vätern geschlossen werden. So sind nicht nur persönliche Freundschaften aus den Wochenenden entstanden, sondern feste Stammtischrunden, zusätzliche Wochenenden von Vätern ohne ihre Kinder, Wochenenden der Elternpaare – und in der Kirchengemeinde eine vielfältige Mitarbeit einer Zielgruppe, die sonst in den Kirchen oft nicht viel zu sehen ist. Klaus Neumeier: „Aus der Vater-Kind-Arbeit haben sich Menschen motivieren lassen, in den unterschiedlichsten Gottesdienstbereichen, Ausschüssen oder sogar im Vorstand der Gemeinde mitzuarbeiten – und das neben der Berufsarbeit.“

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 Die kirchliche Trägerschaft der Wochenenden geht für Klaus Neumeier aber über solche praktischen Erwägungen hinaus: „Oft ist es auch heute noch in vielen Familien Sache der Mütter, den Kindern ein Grundwissen über Religion und Kirche zu vermitteln. Anders als zum Beispiel in den Vereinigten Staaten halten sich Männer bei uns oft sehr zurück mit dem erkennbar gelebten eigenen Glauben. Auf den Wochenenden aber gehört das ganz natürlich und selbstverständlich dazu.“ Mit den Jüngsten wird am Sonntag morgen ein erlebnisorientierter Väter-Kinder-Gottesdienst gefeiert – im Schwimmbad mit dem Gang übers Wasser, im Feldbergkastell und einem Paulus auf Missionsreise oder auf einer großen Wiese mit der Bergpredigt Jesu. Mit den Größeren wird an den längeren Wochenenden jeden Abend ein Thema besprochen. „Da geht es dann auch um ganz aktuelle gesellschaftliche Themen. Zum Beispiel nächste Woche auf der Radtour nach Straßburg: Wenn wir in Ludwigshafen waren, geht es am Abend um die Schöpfung und um unseren Auftrag als Christen, in Karlsruhe sprechen wir am Sitz unserer höchsten Gerichte über „unser gutes Recht“ und im französischen Straßburg dann über die „Tour de France“ und Fairniss, Ehrlichkeit und Gerechtigkeit im Sport.“ Und diese Gespräche werden dann oft viel länger als geplant. „Es ist wirklich unglaublich, wie engagiert dann alle bei der Sache sind – und sogar als Väter mitsingen und Gebete aufschreiben“ weiß Steffen Kreiling zu berichten.
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Von den Müttern wird all das mit großem Wohlwollen begleitet. „Die freuen sich doch auch über ein freies Wochenende, wenn ich mit den Kindern unterwegs bin“ erinnert sich Werner Kristeller an viele Unternehmungen, die seine Frau in der freien Zeit unternommen hat. „Zum Teil treffen sie sich dann als Frauen und machen einen Radausflug, gehen Essen oder ins Kino!“ Vor allem aber sind es die Kinder und Jugendlichen, die ihre Väter auf neue Weise kennen lernen und in aller Regel die Mütter in keiner Weise vermissen. „Interessant ist es nur, wenn von irgendwo ein „Papa“-Ruf kommt und sich 30 Väter gleichzeitig umdrehen“ erinnert sich Uwe Zeiher an ein häufig beobachtetes Phänomen.

Während die Wochenenden des Jahres 2007 noch nicht losgegangen sind, gehen die Planungen schon weiter: Das Wochenende für die Kindergartenkinder soll in 2008 vielleicht geteilt werden: „Es sind einfach zu viele. Wir nehmen jetzt 90 Teilnehmer mit und weitere stehen auf der Warteliste“ stöhnt Christian Brück und freut sich doch gleichzeitig über den guten Zuspruch. Auch für die Größeren werden neue und zusätzliche Alternativen gesucht. Vorher aber treffen sich die meisten zum gemeinsamen Grillen Ende Juni hinter der Kirche im Zentrum Bad Vilbels. „Da gehen wir dann zuerst zum „Happy (h)our-Familiengottesdienst“ und erleben die Taufen von neun Konfirmanden in der Nidda mit, und dann feiern wir uns einfach ein wenig selbst – und die Frauen dürfen ausnahmsweise dazukommen“ freut sich Uwe Zeiher. „Eigentlich müssten wir Frau von der Leyen mal nach Bad Vilbel einladen. Die Väterrolle haben wir hier schon länger mit ganz neuen Akzenten versehen!“       

Lutz Rosenkranz

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Tags: VaterKind

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