Zeugnisse islamischer Vergangenheit in Europa

Rückblick der Christuskirchen-Kulturfahrt nach Andalusien

Cordoba in der MezquitaNachdem eine Reisegruppe der Ev. Chrisuskirchengemeinde im vergangenen Jahr in Israel mit der Geschichte und Gegenwart der drei großen monotheistischen Weltreligionen konfrontiert worden war, konnten sich 29 Teilnehmende der diesjährigen Fahrt in Andalusien ein weiteres Bild aus vergangenen Zeiten dieser drei Religionen machen. Erneut entflohen die Bad Vilbeler im Alter zwischen etwa 20-75 Jahren dem frühen kalten Deutschland und erlebten ein spätsommerliches Spanien – allerdings auch hier an zwei Tagen mit ein wenig Regen.

„Auf unserer Fahrt nach und in Andalusien waren für mich von besonderer Bedeutung die immer wieder greifbaren Bestätigungen und Beweise dafür, dass es ein im wesentlichen friedliches Zusammenleben der Menschen verschiedener Religion und Herkunft über lange Zeit - auch unter Einbeziehung des Islam - gegeben hat und daher grundsätzlich möglich ist.“ So erinnerte Joachim Poppe an die Zeiten friedlicher Koexistenz der Religionen. Tatsächlich gab es in der rund acht Jahrhunderte währenden Zeit des Islam auf der iberischen Halbinsel Zeiten ungewöhnlicher Toleranz. Ergebnisse waren Hochzeiten in vielen Wissenschaften und – bis heute zu bewundern – in der Bautätigkeit. „Die Alhambra in Granada, der Alcazar in Sevilla und die Moschee in Cordoba haben mich tief beeindruckt“ meinte Regina Raabe und Uwe Zeiher ergänzte: „Am meisten haben mich die Alhambra (Granada) und die Mezquita (Cordoba) beeindruckt. Bei letzterer insbesondere das Zusammenwirken von Moschee und Kathedrale, wobei die Moschee eindrucksvoller war. Der überquellende Prunk der Kathedrale hat mich eher abgeschreckt.“ Dank des Einbaus der christlichen Kathedrale in die wichtigste Moschee des Landes aber haben die so genannten Katholischen Könige am Ende der Reconquista den Erhalt der die Kathedrale umgehenden Moschee gesichert.

Granada Alhambra  Granada in den Garten der Alhambra 

Neben diesen Fahrthöhepunkten Granada, Sevilla und Cordoba gab es auch einen Stadtrundgang durch Malaga und die Besichtigung der dortigen Kathedrale. Auf einer Fahrt nach Ronda machte sich die Gruppe mit der für mitteleuropäische Reisende meist eher verstörenden Tradition des Stierkampfs vertraut – und bestaunte dort aber auch die tiefe Schlucht des Tajo mitten durch die alte Stadt. Mit Mijas wurde beispielhaft eines der so genannten weißen Dörfer besucht. Auf der Weiterfahrt vom Mittelmeer nach Sevilla gab es Stopps auf Gibraltar mit dem Besuch des Affenfelsens und einem Bummel durch diese englische Enklave mitten auf der iberischen Halbinsel. Anschließend standen in Jerez de la Frontera Einblicke in die Sherry-Kultur an – natürlich verbunden mit einer Probe und diversen Einkäufen.

Gerade in der Begegnung mit dem Katholizismus Spaniens aber gab es auch Befremdliches für eine protestantische Reisegruppe. Hans Ulrich Callies: „In Sevilla hat mich sehr befremdet die extrem prunkvollen Darstellungen von Maria - einer Göttin gleich - , demgegenüber erscheint Jesus - wenn überhaupt - nur als kleiner Appendix von Maria“. Auch das Kennenlernen der großen spanischen Prozessionen in der Karwoche war für nüchterne Mitteleuropäer eine Begegnung mit fremden Welten: Ein Museum mit ausgestelltem Prozessions-Prunk stand in Sevilla auf dem Programm, bevor die große Kathedrale besichtigt wurde – immerhin eine der größten der Welt.

Ronda Stierkampfarena  Sevilla Gruppenbild vor der Kathedrale 

Neben dem Besichtigen standen tägliche kurze Andachten durch Mitglieder der Reisegruppe selbst, beispielsweise von Remona Nelke an der Südspitze Gibraltars in Sichtweise Afrikas über die Flüchtlingssituation rund ums Mittelmeer. Gaby Meudt-Walter erinnert sich daher auch besonders an „bewegende Andachten“. Besonders wertgeschätzt wurde allgemein aber vor allem auch „das gemeinsame Miteinander im Rahmen der CK-Kulturfahrt“, das „viel Spaß gemacht“ hat (Cornelia Gerk). Organisiert hatte die Tour das Team der CK-Kulturfahrten unter Leitung von Pfarrer Dr. Klaus Neumeier.

Die Fahrten für 2016 sind bereits geplant und auch bereits voll belegt: Über Himmelfahrt nach York in England und im Herbst nach Nordindien zur dortigen Partnerdiözese in Amritsar.

 Lutz Rosenkranz

 

Verfasst am .

Drucken