Erinnern Sie sich noch an die letzte große Krise? Das war vor inzwischen über zehn Jahren die Bankenkrise. Immobilienpreise waren in den USA so stark gefallen, dass Kunden ihre Kredite nicht mehr zurückzahlen konnten und Banken gingen in die Knie. Das sollte nicht wieder passieren können. Stresstests wurden eingeführt. Banken werden seitdem auf Herz und Nieren geprüft. Obs bei der nächsten Finanzkrise helfen wird? ...
Im Augenblick werden gesellschaftliche Fähigkeiten auf Herz und Nieren geprüft: Schaffen wir es, mit den Unsicherheiten unserer Zeit umzugehen? Halten wir unsere Partnerschaften und Familien liebevoll beieinander, bestehen wir den zwischenmenschlichen Stresstest? Für Freiberufler und Firmen ist es ein wirtschaftlicher Stresstest und so weiter. Einen besonderen Stresstest erlebt unser Gesundheitssystem, vor allem diejenigen, die tatsächlich mit Corona-Erkrankten zu tun haben. Noch sind die Zahlen ja überschaubar, aber alle bereiten sich auf andere Szenarien vor, die wir aus Nachbarländern kennen. Und nicht zuletzt werden in diesen Tagen unsere Abiturienten auf Herz und Nieren geprüft!
Wussten Sie, dass die Redewendung aus der Bibel kommt? Dort steht sie zum Beispiel beim Propheten Jeremia (17,10): „Ich, der Herr, kann das Herz ergründen und die Nieren prüfen und gebe einem jeden nach seinem Tun“. Ein Vers, der im Rahmen der Herrnhuter Losungen für den gestrigen Freitag ausgelost war, uns aber an allen Tagen begleiten kann. Gott schaut in unser Innerstes. Unsere Organe stehen beispielhaft für unsere ganze Persönlichkeit. Für das Herz hat sich das bis heute erhalten: Es steht als Bild für unsere Gefühle, unser ganzes Sein.
Ist das gut, wenn Gott unser Herz ergründet und unsere Nieren prüft? Das klingt wirklich nach einem Persönlichkeits-Stresstest – und das auch noch durch Gott selbst! Das kann Angst machen. Angst machen sollte es sicher auch oft, wenn Jeremia zitiert wurde. Aber was für ein Bild von Gott steht dahinter? Ein Gott, vor dem ich Angst haben muss. Ein Gott, der mich besser nicht so kennt wie ich bin. Ein Gott, vor dessen Blick ich mein Innerstes besser zu verbergen suche. Wie gut, dass es andere Gottesbilder gibt. Wie gut, dass dies nicht mein Bild von Gott ist! Ich halte es da lieber mit dem Lied, das wir in der Live-Andacht vom vergangenen Sonntag gesungen haben (siehe auch www.youtube.de/christuskirchengem): "Herr, ich komme zu dir" - wenn Sie mögen, dann rufen Sie das Video doch einfach auf und singen Sie ab 11:50 mit.
Herr, ich komme zu Dir und ich steh' vor Dir, so wie ich bin
Alles was mich bewegt lege ich vor Dich hin
Herr, ich komme zu Dir und ich schütte mein Herz bei Dir aus
Was mich hindert ganz bei Dir zu sein räume aus!
Meine Sorgen sind Dir nicht verborgen, du wirst sorgen für mich
Voll Vertrauen will ich auf Dich schauen. Herr, ich baue auf Dich!
Gib mir ein neues ungeteiltes Herz. Lege ein neues Lied in meinen Mund
Fülle mich neu mit Deinem Geist, denn Du bewirkst ein Lob in mir
So darf ich beten. So darf ich vor Gott und zu Gott singen. So darf ich vor Gott sein – und dann ist es völlig in Ordnung, wenn er mich auf Herz und Nieren prüft, denn er meint es gut mit mir!
Pfarrer Dr. Klaus Neumeier
P.S.: Wer beim Lesen des Lukas-Evangeliums mitmacht: Am heutigen Samstag ist Kapitel 9 an der Reihe...
Geistlich leben - jetzt erst recht: Das ist unsere Devise in der Christuskirchengemeinde Bad Vilbel. Während der Corona-Krise wollen wir nicht einfach nur alles absagen, sondern neue Wege eröffnen, wie wir unseren Glauben gemeinsam leben können, trotz des gebotenen Sicherheitsabstands. Dazu gehört auch der tägliche Impuls auf der Homepage. Die Impulse der vergangenen Tage finden Sie gesammelt unter https://www.ckbv.de/index.php/download/taeglicher-impuls. Weitere Infos entnehmen Sie bitte unserer Pressemitteilung: https://ckbv.de/index.php/veranstaltungshinweise/1785-aktuelle-mitteilung.