Einen abschließenden Bericht über ein halbes Jahr in einem ganz anderen und in vielen Punkten auch sehr fremden Land zu schreiben, ist nicht ganz leicht.
Ich bin inzwischen seit etwas mehr als einer Woche wieder in Deutschland und natürlich gehen mir gerade in dieser Zeit noch sehr viele Eindrücke und Erlebnisse meiner Zeit in Guatemala, im Schulsozialprojekt „Procedi“, im Kopf herum.
Alle Eindrücke und Erfahrungen kann ich nicht zusammenfassen, aber kann versuchen, meine wichtigsten Erlebnisse kurz zu schildern.
Ich hatte eine tolle, unvergessliche und nicht immer leichte Zeit in Guatemala. Ich habe unheimlich viel Neues gelernt – von einer neuen Sprache, über andere Essgewohnheiten, andere Menschen bis hin zu einer anderen Religion, nämlich die Maya-Religion.
„Procedi“ ist eine Grundschule, in der die Kinder von der Vorklasse bis zur sechsten Klasse unterrichtet werden und darüber hinaus durch zwei Mahlzeiten am Tag und psychologische Hilfe unterstützt werden. Sobald die Kinder die Schule verlassen, um eine weiterführende Schule zu besuchen, unterstützt das Projekt sie noch weiter durch Mahlzeiten, Schulmaterialien und Hausaufgabenhilfe und ebenfalls die psychologische Unterstützung – oder bietet auch oftmals einfach nur jemanden zum Reden und nicht Alleinsein.
Ich möchte an dieser Stelle von meinen Erlebnissen im Projekt erzählen, von vielen strahlenden Kinderaugen, die Dinge viel mehr zu schätzen wussten, als ich es in Deutschland getan habe. In Guatemala wird generell sehr gerne und sehr viel gefeiert, auch zusammen mit den Kindern im Projekt, was immer ganz besonders schöne Tage waren. Ich hatte so die Möglichkeit, sowohl die Kinder besser kennenzulernen als auch von ihnen etwas Neues zu lernen. Die Kinder haben mir immer wieder gezeigt, was sie gerne machen, essen oder spielen und wo und wie sie groß werden. Und das Ganze natürlich auch andersrum: Ich habe ganz viel Möglichkeit bekommen, den Kindern etwas von mir mit auf den Weg zu geben, beispielsweise haben wir zusammen gebastelt, gesungen, gemalt und gelacht. Und das würde ich für mich wahrscheinlich als mit das schönste Erlebnis beschreiben: voneinander lernen und gegenseitiges Geben und Nehmen.
Für mich war es eine ganz tolle Erfahrung mitzubekommen, dass man wo ganz anders als zu Hause so herzlich aufgenommen wird, in einem halben Jahr eine neue Heimat findet und ein ganz wichtiger Teil eines Projektes werden kann, und somit auch einen Platz im Leben der Kinder findet.
Außerdem habe ich während meiner Zeit in Procedi eine Patenschaft übernommen, was für mich noch mal etwas ganz Besonderes ist, da ich die Möglichkeit hatte, mein Patenkind persönlich kennenzulernen und ganz genau zu wissen, wen ich wo unterstütze.
Mir ist es unglaublich wichtig, weiterhin Kontakt mit dem Projekt und allen Menschen, die ich neu kennengelernt habe, zu halten und weiterhin ein Teil des Projektes zu bleiben, auch wenn ich inzwischen nicht mehr ganz so nah am Geschehen bin.
Annika Küss