Mikrokredite fördern Selbstbewusstsein in Amritsar

5 Jahre nach dem Start des Experiments „Mikrokredite“ besuchten in diesem Jahr 2 Delegationen unseres Dekanats die jetzt gut etablierten Selbsthilfeprojekte in Nordindien. Sie fanden insgesamt 340 selbstbewusste Kleinunternehmerinnen, die ihre Familien allmählich aus großer Not befreien und sichtbar an Selbstbewusstsein gewonnen haben. In einem Dorf hörten wir die Aussage: „Bis vor 4 Jahren haben wir nicht mal unser Dorf verlassen, heute sind wir gelegentlich in Amritsar und vielleicht können wir auch mal Deutschland besuchen“

Begonnen hatten die Projekte in einem Hauskreis der Christuskirche vor ca. 5 Jahren mit viel Begeisterung, tatkräftiger Unterstützung des Bischofs Samantaroy und seines Teams, sowie einer guten Portion Vertrauen in Gottes Hilfe. Bereits vor 2 Jahren berichteten wir über erstaunliche Unternehmer in 4 Genossenschaften mit 40 Mitgliedern. Sie engagierten sich mit landestypischem Kleingewerbe. Es wurden Wasserbüffel für Transport und Milchgewinnung erworben, Hühner gezüchtet, natürliche Wasch- und Reinigungsmittel erzeugt und in professioneller Verpackung vertrieben. 40 Familien ermöglichten sich selbstbestimmtes Leben. Zu den erzeugten Produkten gehörten auch Bekleidung für Babys, wärmende Decken für den Winter, Hochzeitsgewänder usw.

Überraschender war schon das kommerzielle Potenzial, denn einige unserer Partner gründeten Handelsgeschäfte, z.B. dörfliche Läden nach der Konzeption deutscher „Tante-Emma-Läden“, nur auf dem Niveau von Kinderspielzeug, allein weil die ausgereichten Kredite selten mehr als 100-150 € ausmachten. Im Umfeld indischer Dörfer, insbesondere für Angehörige der niedrigsten Kaste, waren diese Erfolge jedoch schon vor 3 Jahren beeindruckend, nur haben es nicht alle europäischen Besucher so erkannt.

Die Basis dieser Tätigkeit bildeten Kleinkredite für Rohstoffe und Investitionen. Die indischen Geldverleiher mit ihren Wucherzinsen von bis zu 20% im Monat (!) wurden damit ausgeschaltet. Wichtig war es auch, die sklavenähnlichen Arbeitsbedingungen in lokalen Ziegeleien und Handwerksbetrieben auszuhebeln. Dort arbeiten Hilfskräfte 30 Tage im Monat für einen Hungerlohn, der kaum zum Notwendigsten reicht.

Beim Besuch im Oktober 2013 wurde die Delegation durch deutlich höhere Mitgliederzahlen der Genossenschaften und ein breiteres Tätigkeitsfeld überrascht. So gründete ein Genosse ein medizinisches Labor, in dem die Dorfbewohner homöopathische Medikamente erwerben können und auch Diabetes-Betreuung, Blutdruckmessung und u.ä. erhalten. All dies geschieht mit der ersten Kapitalausstattung, die aus erfolgreichen Projekten lange zurückgeflossen ist und neue Projekte zulässt. Die gemeinsame Verantwortung der Genossen einer Genossenschaft (es handelt sich jeweils um ca. 10-15 Frauen) hat sorgfältige Planung und nachhaltigen Erfolg bewirkt. Eine dieser Genossenschaften hat dann sogar eine Nachmittagsschule begründet, ohne dass es des Anstoßes der Kirche bedurfte.

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