Kindern eine Perspektive ermöglichen
Fünfköpfige Delegation besucht zwei Kinderheime im Süden Indiens
„Als ich vor etwa zehn Jahren die Aufgabe übernahm, mich um Indien zu kümmern, wusste ich nicht, was auf mich zukommen würde.“ Seitdem war Uschi Szczes jedes Jahr mindestens einmal auf eigene Kosten in Tamil Nadu, dem südlichsten Bundesstaat in Indien, um die beiden von der Ev. Christuskirchengemeinde unterstützen Kinderheime zu besuchen. Jetzt im Herbst führte sie eine fünfköpfige Delegation an. Mit dabei waren Remona Nelke vom Kirchenvorstand der engagierten Christengemeinde in der Bad Vilbeler Kernstadt sowie Pfarrer Dr. Klaus Neumeier mit seiner Frau Martina und seiner erwachsenen Tochter Hannah. Deutlich erinnert sich Uschi Szczes an ihre ersten Begegnungen mit den rund 200 Kindern in den beiden Heimen in Tranquebar und in Kamuthi. Ihr begegnete eine große Armut, aber ebenso eine überwältigende Herzlichkeit und Fröhlichkeit. Uschi Szczes: „Das berührte mein Herz und ist mir Motivation genug, mich hier mit Zeit und Geld für sie und die Heime einzusetzen. - Im Übrigen sind die Begegnungen bei meinen Besuchen ein wunderbares Geschenk für mich und eine große Bereicherung.“
So haben es jetzt auch die fünf Mitarbeitenden der Christuskirche im Herbst 2016 erlebt. Pfarrer Klaus Neumeier: „Für mich war es der zweite Besuch in Kamuthi und ich kann Uschi Szczes nur zustimmen: Die Lebensfreude der Kinder ist wirklich beeindruckend – obwohl sie nach unseren Maßstäben bettelarm sind.“ Tatsächlich sind fast alle Kinder in den Heimen keine Waisen, sondern aus Armutsgründen hier. Ihre Familien könnten sie kaum ernähren, geschweige denn ihnen Schulbesuch und Ausbildung ermöglichen. „Es ist gut zu sehen, dass sie hier gut versorgt werden und auch sicher leben können“ nimmt Hannah Neumeier mit aus Indien. Das alles ist nicht selbstverständlich und oft ein harter Kampf mit den indischen Behörden. Klaus Neumeier: „Es ist deutlich erkennbar, dass die hinduistisch ausgerichtete Regierung in Indien und auch im Bundesstaat Tamil Nadu christliche Heime und Schulen trotz und wegen ihres sehr guten Rufes mit gemischten Gefühlen betrachtet. Schikanen sind leider an der Tagesordnung. Daher ist es gut, dass wir den indischen Freunden nicht nur mit Geld, sondern auch mit Rat zur Seite stehen können.“
Zu jedem Besuch gehört ein Rundgang durch die Gebäude, um dringend erforderliche Baumaßnahmen zu besprechen. Die Finanzierung läuft dann in Deutschland über das Leipziger Missionswerk und in Indien über die TELC, die tamilisch evangelisch lutherische Kirche, zu der beide Heime gehören. Viele Formalitäten sind immer wieder zu überwinden. Vieles geht dabei nur über einen persönlichen Kontakt. Zustande kam dieser über Eva Maria Siebert-Johnson. Sie ist die Schwester des langjährigen Bad Vilbeler Pfarrers Hans Siebert. Sie heiratete den indischen Bischof Johnson Gnanabaranam und zog selbst nach Tranquebar. Auch über den Tod ihres Mannes hinaus setzt sie sich bis heute für die Kinderheime ein und ist froh, dass die Bad Vilbeler die beiden Heime maßgeblich unterstützen. Martina Neumeier: „Aus unserer Gemeinde fließen jährlich über 35.000 € in die dortige Arbeit. Und es ist gut, dass wir genau wissen, wo sie dort landen und was das Geld bei den Kindern bewirken kann.“ Tatsächlich kann die Hilfe durch Patenschaften und die kontinuierliche Sammlung in Familien-Spendendosen nicht das Leid der Welt verändern, „aber wir können einen Unterschied bewirken im Leben einzelner Menschen. Und das ist unglaublich viel wert“ so Martina Neumeier. Uschi Szczes betreut die regelmäßigen Spender und weiß: „Mit einer Patenschaft von 25€ pro Monat kann ein Kind untergebracht und verpflegt werden, erhält Kleidung und kann zur Schule gehen. Das sind gerade mal 300 € im Jahr“. Die Delegation konnte sich davon überzeugen, dass die Hilfe ankommt – ohne Abzüge für Verwaltung oder ähnliches.
Im Gottesdienst für die Kleinsten („Kirche für Kurze“) hier in Bad Vilbel wurde bereits von der Reise berichtet. Da war Marit Debé mit dabei, die vor zwei Jahren für ein halbes Jahr als Freiwillige im Kinderheim in Kamuthi mitgearbeitet hat. In dieser Zeit konnte sie noch tiefere Eindrücke bekommen und auch langfristig mit Kindern und Mitarbeitenden einen engen persönlichen Kontakt aufbauen. Heute ist sie unverändert eng mit Mrs. Thanapackiam verbunden, die das Heim in Kamuthi leitet und in 2017 zum zweiten Mal auf Einladung von Uschi Szczes nach Bad Vilbel kommen wird.
Auch wenn die Bedingungen der kirchlichen Heimarbeit nicht einfach sind, ist es für den Partnerschaftsausschuss und den Kirchenvorstand der Christuskirchengemeinde klar, dass die Unterstützung unverändert weiter gehen soll. Es gibt sogar weitergehende Hoffnungen. Uschi Szczes: „Mein Traum ist, dass wir begabten Schülerinnen und Schülern auch über die Schulzeit hinaus eine Weiterbildung außerhalb der Heime ermöglichen können.“. Dafür ist es wichtig, hier vor Ort weitere Menschen zu finden, die eine regelmäßige Spendenzusage geben: „Es wäre so wichtig, dass wir bald so viel regelmäßige Spenderinnen und Spender finden, dass wir das gesamte Budget für beide Heime voll übernehmen können. Und dass wir darüber hinaus auch genügend Geld dafür haben, den Kindern ein besseres Essen geben zu können. Z. B. zu den einfachen Reis-Mahlzeiten öfters mal ein Ei, Fleisch, Gemüse und auch Obst. Schön wäre auch, wenn wir auch einmal Spenden verwenden können um den Kindern z.B. Musikinstrumente zu kaufen oder Material für kreative Tätigkeiten.“ Bereits im Januar will Uschi Szczes erneut nach Indien reisen und dann den Kindern wieder einen Ausflug ans Meer spendieren: „Eine Auszeit aus dem Alltag, ein kleines Bonbon eben“.
Im Gottesdienst am 8. Januar wird Pfr. Klaus Neumeier die Reise nach Südindien und auch die sich anschließende Partnerschaftsreise nach Nordindien (Bericht folgt) zum Thema machen – anschließend sind kurze Filmausschnitte beider Reiseteile geplant. Der Gottesdienst beginnt um 10.30 Uhr in der Christuskirche im Grünen Weg.
Wer regelmäßig Spenden möchte kann sich auf der Homepage näher informieren: www.ckbv.de Direkte Spenden sind möglich auf die Kollektenkasse der Christuskirche bei der Frankfurter Volksbank, IBAN DE86 5019 0000 0001 1234 91 „Kinder in Südindien“. Spendenquittungen werden ab 100 € unaufgefordert zugesandt (wenn die Anschrift vermerkt ist), bis zu dieser Höhe wird der Einzahlungsbeleg vom Finanzamt anerkannt.
Lutz Rosenkranz