Delegationsreise Tavha-Parish

Rückblick:
Delegationsreise der Ev. Christuskirchengemeinde in die Tavha-Parish im Norden Südafrikas 
Besuch der „Ndlovu“-Hilfsprojektes  des holländischen Arztes Dr. Hugo Tempelman in Groblersdal im Süden der Nordprovinz Limpopo

2 11-01-16 gottesdienst in mashamba Gemeinsame Gottesdienste, intensive Begegnungen und Projekte gegen HIV und Aids „Über rund 25 Jahre eine Freundschaft mit Christen aus einem kleinen südafrikanischen Dorf pflegen zu dürfen, das ist ein ganz besonderes Geschenk“ zeigte sich Uschi Szczes nach einer zweiwöchigen Reise froh und dankbar.
Bereits seit Beginn der 80er Jahre unterhält die Bad Vilbeler Christuskirchengemeinde einen engen Kontakt zur Tahva-Parish im früheren Homeland Venda ganz im Norden Südafrikas nahe der Grenze zu Simbabwe. Während viele Partnerschaften offiziell von den deutschen Landeskirchen und ausländischen Diözesen vereinbart werden, entstehen andere aufgrund persönlicher Kontakte, so auch hier: Noch zur Zeit der Apartheid wurden Beziehungen zwischen deutschstämmigen Missionaren in der Evangelisch-lutherischen Kirche Südafrikas und Christen aus Bad Vilbel aufgebaut.

Sehr bald gab es wechselseitige Besuchsreisen und damit regelmäßige Begegnungen. Während die schwarzen Gemeinden in der Gesamtgemeinde Tahva vor allem von deutschen Finanzierungen profitierten, inspirierten der Gesang und die lebendige Frömmigkeit der südafrikanischen Mitchristen die deutschen Gemeindemitglieder. Uschi Szczes war aktuell zum vierten Mal im Gebiet der Vendas: „Ohne diese Begegnungen hätte sich mein Glaube nicht so lebendig entwickeln können“.

Image 
Image 


Ebenfalls nicht zum ersten Mal waren Pfarrer Dr. Klaus Neumeier und seine Frau Dr. med. Martina Neumeier in der südafrikanischen Partnergemeinde. Martina Neumeier: „Wo wir vor 18 Jahren 1992 Menschen begegneten, die gerade die neu gewonnene Freiheit nach der Zeit der Apartheid gestalteten, da wurden wir jetzt überall mit dem Kampf gegen HIV und Aids konfrontiert“. Tatsächlich sind rund 20% aller Bewohner Südafrikas mit dem HI-Virus infiziert und rund 6% an Aids erkrankt. Besonders in der mittleren Generation hat die Seuche – auch durch eine lange verfehlte Gesundheitspolitik – zu einem Sterben in unvorstellbarem Ausmaß geführt. Die Folgen sind eine große Zahl von Aids-Waisen und auch wirtschaftliche Probleme für die gesamte Gesellschaft. Vor diesem Hintergrund ist zu verstehen, warum Leitungspersonen der Tahva-Parish bereits vor einigen Jahren um Hilfe gebeten hatten.

Image 
Image 

Die Delegationsreise führte auch die Kirchenvorsteherin Judith Reitz für zwei Wochen nach Südafrika: „Wir haben ein in der sommerlichen Regenzeit aufblühendes Land erlebt mit unglaublicher Schönheit und Lebensqualität. Aber eben auch mit großen Gegensätzen von arm und reich, Lebensmöglichkeiten und Lebensgrenzen.“ Tatsächlich ist die Entwicklung des Landes im Blick auf Infrastruktur, ärztliche Versorgung, Schulen und vieles mehr nicht zu übersehen. Doch nach wie vor gibt es große Armut und neben dem aufkommenden Reichtum (auch von schwarzen Südafrikanern) nur eine sehr kleine Mittelschicht. Kaum angemessen zu bewältigen sind aber vor allem die medizinischen Probleme rund um HIV und Aids.

Image 

Hierzu konnten die Delegationsmitglieder das vorbildliche und vielfach international ausgezeichnete „Ndlovu“-Hilfsprojekt des holländischen Arztes Dr. Hugo Tempelman in Groblersdal im Süden der Nordprovinz Limpopo besichtigen. Besser als im offiziellen südafrikanischen Gesundheitssystem wird hier den Menschen geholfen, HIV-frei zu bleiben bzw. im Falle einer Ansteckung einen schweren Verlauf zu vermeiden und mit einer guten und nachhaltigen medizinischen Versorgung ohne Einschränkungen weiterleben zu können. Die medizinischen Fragen werden vom Ndlovu-Project umfassend durch soziale Angebote und Bildungseinrichtungen ergänzt. Das Projekt wird von unterschiedlichen Spendenorganisationen unterstützt und sucht dringend zusätzliche Spenderinnen und Spender („www.hugo-tempelman-Stiftung.de “).

Image 
Image 
 
Image
Image

Im Bereich der Partnergemeinde im Norden der Limpopo-Provinz im Bereich des früheren Homeland Venda nahmen die Delegationsmitglieder teil an diversen Gesprächen mit Vertretern der Kirche in Gemeinde, Dekanat und Diözese sowie politischen Verantwortungsträgern in der Provinzstadt Makhado. Auf der Ebene des Dekanates (Kirchenkreis Devhula-Leboa) besteht bereits in 21 Dörfern ein Hilfsprojekt, das vor allem Aids-Waise betreut, psychologisch begleitet, schulisch fördert und eine Integration in die Gesellschaft unterstützt. Ein ähnliches Projekt sowie die Begleitung und Pflege sterbender Menschen will die Gemeinde Tahva aufbauen. Im Beisein der deutschen Freunde hat die Bürgermeisterin der Großgemeinde Makhado ihre Unterstützung zugesagt und sich über das Vorhaben sehr erfreut gezeigt.

Image 
Image 
Image
 
Image

In vielen Gesprächen vor Ort war es den deutschen Besuchern möglich gewesen, zusammen mit den südafrikanischen Mitchristen die Idee für ein solches Projekt weiter zu besprechen und zu konkretisieren. Es wurde vereinbart, in den kommenden Wochen und Monaten konkrete Pläne auszuarbeiten. Judith Reitz: „Anschließend werden wir in unseren Gremien klären, ob und wie eine konkrete Unterstützung durch uns aussehen kann.“

Daneben haben die deutschen Besucher erfahren, wie schwierig die Gesamtsituation in den dörflichen Gemeinden ist. Eine Teilnehmerin:  „Es ist traurig zu sehen, wie wenig Kinder und Jugendliche hier in Gemeinde und Gottesdiensten sind. Dabei haben wir in den Schulen viele Kinder und Jugendliche erlebt, aber sie fühlen sich eher von den Pfingstgemeinden angesprochen, die offensichtlich lebendiger und fröhlicher ihre Gottesdienste feiern". Pfarrer Klaus Neumeier fasst die Eindrücke zusammen: „Tatsächlich sind soziale Landflucht und das starke Beharren auf der kirchlichen Tradition zu einem großen Problem unserer Partnergemeinde geworden. Wir wünschen unseren Freunden sehr, dass sie einen kirchlichen Aufbruch erleben mögen. Doch dazu werden sie in neu verstandener Freiheit ihre Gottesdienste und Gemeindearbeit entwickeln müssen“.

Image 
Image 
 
 
 

Image

Der Partnerschaftsausschuss und der Kirchenvorstand der Ev. Christuskirchengemeinde werden in den kommenden Wochen beraten, wie sie die südafrikanischen Freunde beim Kampf gegen HIV und Aids und bei der Entwicklung ihrer Gemeinde unterstützen können. Uschi Szczes: „Wir haben auch diesmal wieder einen so lebendigen Glauben bei den einzelnen Christen erleben dürfen, dass wir sie mit ihren sozialen und gemeindlichen Problemen nicht alleine lassen können und wollen“. 

Drucken