Rückblick: Diesmal konnten sich die rund 500 Gäste des Gottesdienstes auf dem Niddaplatz über strahlenden Sonnenschein und angenehme Temperaturen freuen – gemeinsam feierten die Gläubigen aus allen elf (!) christlichen Gemeinden Bad Vilbels mit Pfingsten ein buntes Fest des Heiligen Geistes.
Geprägt wurde der Gottesdienst von einer rockigen Band und dem Posaunenchor vom Heilsberg, durch ein Puppentheaterstück (nicht nur) für Kinder und die Predigt von Matthias Gärtner sowie durch den liturgischen Tanz einer Delegation aus Nordindien, einem intensiven Fürbittgebet und einem ganz körperlich spürbaren Segensgebet...
Besonders den Kleinen hatten Alex und Franzi es angetan: Die beiden Handpuppen, gespielt von Anna Debé und Monika Fried, baten zusammen Ingo Schütz, dem Liturgen an der Seite von Sonja Michel, alle Kinder nach vorne, um bei einem Puzzle zu helfen. Auf den einzelnen Teilen fanden sie zu ihrem Erstaunen und ihrer Freude lauter Kirchen Bad Vilbels – und natürlich konnten viele Kinder „ihre“ Kirche identifizieren. Klar, dass die Puzzleteile gut zusammenpassten. Obwohl am Ende irgendwie etwas fehlte… Erst, als ein Kind auf der Bühne ein großes, noch fehlendes Mittelteil entdeckte, konnte alles zusammengesetzt werden: „Jesus“ stand auf dem mittleren Stück, das benötigt wurde, um alle Gemeinden zu einem Kreuz zusammenzufügen, das auch noch Anschlussstellen für weitere Puzzleteile hatte.
Für europäische Ohren fremde Klänge kamen durch die Lautsprecher, als eine Delegation der St. Thomas-School aus dem nordindischen Shimla im Gottesdienst tanzte. Auf diese Weise boten sie ein Stück dar über die Verbrüderung des Menschengeschlechts, was hervorragend zu dem Thema des Gottesdienstes passte: Unter der Überschrift „Eine Kirche – viele Kirchen“ ging es um die Ökumene und damit um die Sehnsucht, sich angesichts der getrennten Konfessionen auf eine gemeinsame Mitte zu besinnen.
Als Träger waren alle evangelischen und katholischen Gemeinden Bad Vilbels mit an Bord sowie die syrisch-orthodoxe Gemeinde und die neuapostolische Kirche. In seiner Predigt griff Pfarrer Matthias Gärtner aus Dortelweil den 1. Korintherbrief des Apostels Paulus auf und machte deutlich: Gerade im Jubiläumsjahr der Reformation schauen wir zurück auf 500 Jahre der Trennung, aber auch auf das viele Verbindende, das gerade Evangelische und Katholische in „versöhnter Verschiedenheit“ prägt. Anschaulich wurde das durch ein so genanntes Christuskreuz. Lag dieses zunächst seitlich auf dem Altar, an eine unüberwindbare Panzersperre erinnernd, wurde es im Laufe der Predigt aufgerichtet: Aus dem Trennenden wurde etwas Verbindendes, das aus unterschiedlichen Perspektiven doch immer den einen Christus zeigt.
Beim Segen konnten sich die Gäste diesmal über Worte in drei verschiedenen Sprachen freuen. Pfarrer Ingo Schütz von der Christuskirche erteilte den so genannten „Aaronitischen Segen“ auf Deutsch, Pater Cheriyan von der Gemeinde Verklärung Christi sang ein Segensgebet in seiner südindischen Muttersprache und Pfarrer Charbel Imghimiz von der syrisch-orthodoxen Gemeinde ging, wie schon in den vergangenen Jahren, mit einem Walnusszweig durch die Reihen: Ausgiebig besprengte er die ökumenische Gottesdienstgemeinde dadurch mit Wasser, ein spürbares Symbol für den Segen Gottes und die erfrischende Nähe des Heiligen Geistes. „Noch nie war Segen so schön!“, leitete Schütz von diesem intensiven Segenserlebnis über zum letzten musikalischen Beitrag der Band – die fröhlichen Reaktionen der Gläubigen zeigten, dass viele das ebenso sahen.
Nach dem offiziellen Ende des Gottesdienstes blieben noch viele auf dem Niddaplatz um das angebotene Laugengebäck und die gute ökumenische Gemeinschaft über alle Grenzen hinweg zu genießen. Auch als es an den Abbau ging, fanden sich viele spontan helfende Hände. So zeigte sich selbst in diesem Augenblick, in dem es ganz profan daran ging, nach dem Gottesdienst wieder aufzuräumen: Viele Gemeinden sind durch die eine Mitte Jesus Christus miteinander eng verbunden, und dadurch werden „wunder-volle“ Dinge wahr.
OLAF SIEBER