2018-05 - Pfingstmontag auf dem Niddaplatz

Posaunenchor und voll besetzter Niddaplatz„Gesucht und gefunden – das Beste der Stadt!“: Auch in diesem Jahr fanden sich wieder rund 500 Gäste auf dem Niddaplatz ein, um an Pfingstmontag, dem 21. Mai 2018 gemeinsam einen großen ökumenischen Gottesdienst unter freiem Himmel zu feiern. Sie konnten sich beim Beginn um 10 Uhr über strahlenden Sonnenschein und angenehme Temperaturen freuen und genossen gemeinsam ein buntes Fest des Heiligen Geistes.

Der von allen elf christlichen Gemeinden getragene Gottesdienst an Pfingstmontag fand in diesem Jahr bereits zum fünften Mal statt, diesmal unter dem Motto: „Suchet der Stadt Bestes“. Musikalisch geprägt wurde er von einer rockigen Band und dem Posaunenchor vom Heilsberg, den Marion Oster leitete – sowie erstmals durch ein Vor- und Nachprogramm der Trommelgruppe „Abayomi Kiboko“ unter der Leitung von Joachim Kaiser. Für Kinder gab es gezielt einen Programmpunkt, und in der Predigt von Priester Steffen Bartsch (Neuapostolische Kirche) und Pfarrer Ingo Schütz (Evangelische Christuskirchengemeinde) wurden die Gäste bewusst herausgefordert, ehe sie beim Fürbittgebet „tierische Unterstützung“ bekamen und am Ende einen spürbaren Segen erfahren konnten.

Bartsch und Schütz bei der Predigt„Eigentlich waren die Menschen noch sehr traurig gewesen“, erläuterte Pfarrerin Dr. Irene Dannemann die Pfingstgeschichte anhand von großformatigen Bildern, die die Kinder auf dem Niddaplatz gesucht und gefunden hatten. „Doch auf einmal waren da noch ganz andere Klänge zu hören: Kein trauriges Schluchzen mehr, sondern begeisterter Jubel und fröhliche Lieder. Gott schenkte den Christen seinen Heiligen Geist. Der verwandelte alles und schenkte ihnen Hoffnung!“ Auf diese Weise erläuterte die Theologin, worum es an Pfingsten im Kern geht. Und nach einigen passenden pfingstlichen Liedern ging es in der Predigt darum, wo und wie das hier und heute zu erleben ist.

„Wir erleben, dass Menschen zur gleichen Kultur gehören und doch nicht dieselbe Sprache sprechen“, erzählte Ingo Schütz und unterstrich die Wahrnehmung, dass dies zu den Grundeinsichten ins menschliche Dasein gehöre, mit der Geschichte vom Turmbau zu Babel mit seiner Sprachverwirrung. „Lasst uns an Pfingsten sprachliche Grenzen überwinden, Mauern abbauen und aus den Mauersteinen Brücken bauen!“, sekundierte Steffen Bartsch. Und gemeinsam wurden die Besucher durch die Prediger herausgefordert: „Fragen Sie Ihre Sitznachbarn nach ihren Vornamen – und dann beten Sie für einander. Bitten Sie Gott um Gutes für Ihre Nächsten! Und Sie werden erleben, dass dies auch ihnen selbst gut tut!“ Unmittelbar nach dieser Aufforderung erhob sich ein Stimmengewirr auf dem gesamten Platz. „Hier haben wir etwas von dem Geist erlebt, der Grenzen überwindet und aus Fremden Freunde machen kann“, beschrieb ein Besucher später die Atmosphäre.

Das Grenzüberschreitende zeigte sich auch in der Organisation des Gottesdienstes: Als Träger waren alle evangelischen und katholischen Gemeinden Bad Vilbels mit an Bord sowie die syrisch-orthodoxe Gemeinde und die neuapostolische Kirche. Die verschiedenen Konfessionen zeigten sich nicht nur in den liturgischen Gewändern, sondern auch in verschiedenen Elementen des Gottesdienstes. So besprengte Pfarrer Charbel Imghimiz von der syrisch-orthodoxen Gemeinde, der den Gottesdienst liturgisch gemeinsam mit der katholischen Gemeindereferentin Monika Burkard leitete, die Gläubigen mit einem Walnusszweig: Das Wasser wurde zu einem spürbaren Symbol für den Segen Gottes und die erfrischende Nähe des Heiligen Geistes. Ein weiteres Symbol für Gottes Geist sind Tauben. So war es gleichermaßen konsequent wie berührend, als bei den Fürbitten nach jedem Gebet eine Taube nach oben flatterte und die Bitten gewissermaßen gen Himmel trug.voll besetzter Niddaplatz von vorne

Nach dem offiziellen Ende des Gottesdienstes blieben noch viele auf dem Niddaplatz um das angebotene Laugengebäck und die gute ökumenische Gemeinschaft über alle Grenzen hinweg zu genießen. Auch als es an den Abbau ging, fanden sich viele spontan helfende Hände. So zeigte sich selbst in diesem Augenblick, in dem es ganz profan darum ging, nach dem Gottesdienst wieder aufzuräumen: Beim gemeinsamen Feiern und Anpacken wird das Beste der Stadt nicht nur gesucht, sondern im gelingenden Miteinander gefunden.

OLAF SIEBER

Verfasst am .

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